Ein echt schweinisches Märchen
für Kinder von 6 bis 99
von
Colin "Aleks" W. Vaupel
Es
war einmal ein armes Schwein. Es war noch sehr jung und von zu Hause fort
gelaufen weil sein blödes Schwein von Vater unbedingt wollte, daß sein
Schweinesohn etwas Besseres werden sollte als sein Schweinehund von Vater.
Dafür wollte er ein Schweinegeld opfern.
Wie
das Leben aber so spielt, die blöde Sau von Schweinesohn wollte seinen
dicken Schweinskopf durchsetzen.
So
tapste das arme Schwein als Sohn eines ehrgeizigen Schweinevaters einsam und
hungrig durch den Wald. Das einzige was es in seinem Schweinebauch hatte,
war eine schweinehafte Wut auf dieses Ferkel von Gastwirt, daß er ihm nicht
mal zu einer Maß und einer gehörigen Portion Jungschweinebraten eingeladen
hatte.
Plötzlich, so mitten drin im dunklen Wald, hörte das arme Schwein ein gar
ordinäres Grunzen und Schmatzen. Vorsichtig pirschte es sich hinter den
Busch aus dem die Geräusche zu kommen schienen. Oh weh. Es war wirklich wie
im Märchen. Da saß doch tatsächlich so eine dickes, fettes, rosafarbenes
Bilderbuch - Schwein, sagte "Tischlein deck' dich" und schon war der Tisch
prall gefüllt mit den feinsten Sachen. Da waren Schweinsbraten,
Schweineschmalz mit Grieben, Schweineschmalz ohne Grieben, Schweinswürstel
und so viele leckere andere schmackhafte kleine Schweinereien, daß unserem
armen Schwein das Wasser förmlich in seinem Schweinemaul zusammen lief.
"So
eine Schwein muß man haben." Schwupps setzte es sich an den Tisch des
Glücksschweins und wollte gerade beginnen kräftig zu zulangen, als das
Glücksschwein aufstand und dem armen Schwein ein schallende Ohrfeige
verabreichte.
Traurig zog da das arme Schwein von Hinnen. Vor lauter Tränen in den kleinen
Schweinsäuglein aber achtete es nicht auf seinen Weg; und so kam es, daß es
über einen langen, dicken Stock fiel. Als es aufblickte, glaubte es zu
träumen, stand doch da direkt vor seiner knubbeligen Schweinsnase ein
richtiges Zauberschwein. Ja, ein Zauberschwein stand da direkt vor ihm und
sagte:
"Was
bist Du doch für ein dummes Schwein, läßt Dich einfach von so einem fiesen
Schwein in die Flucht schlagen. Hier, mein Freund, ich schenke Dir ein
Säckchen."
"Ach
Du mein liebes, mein Schwein, was soll ich denn mit einem Säckchen
anfangen", sagte da das arme Schwein, "was soll ich denn mit Deinem
Säckchen, gib mir doch lieber was zu fressen, ich verhungere ja bald, schau,
wie mager ich geworden bin."
"Nein, nein", antwortete da das Zauberschwein, "zu Fressen habe ich nichts
für Dich, aber wenn Du erst einmal das Geheimnis meines Säckchens kennst,
wirst Du so viel zu fressen bekommen, wie Du willst, paß auf, ich erkläre es
Dir du armes Schwein."
Das
arme Schwein rollte sich auf die Seite und spitzte grunzend die
Schweinsöhrchen, als das Zauberschwein anhub ihm den Zauber des Säckchens zu
erklären.
Das
Zauberschwein sagte es, verschwand und ward nimmer mehr gesehen.
"Na,
jetzt kannst Du etwas erleben Du Glücksschwein" sagte das arme Schwein zu
sich selbst und ging zurück zu dem Busch, wo es so schändlich von dem voll
gefressenen Schwein verjagt wurde.
"Hör
mal zu, Du mieses Schwein, wenn Du mir nicht gleich was von Deinen
Schweinskoteletten abgibst, werde ich zum Wildschwein, dann setzt es etwas,
amen. "Das Glücksschwein aber scherte sich einen feuchten Kehricht und
lachte nur lauthals, lachte nur und bohrte weiter mit seiner Schnauze in
seiner Schweinskopfsülze herum.
"Knüppel aus dem Sack", schrie da das arme Schwein. Und in der Tat, der Knüppel fuhr aus dem Sack und drosch auf das vermeintliche Glücksschwein ein. Plötzlich und gänzlich überraschend bebte die Erde und wie von tausend Furien gejagt brach eine noch viel fetteres Schwein als das Glücksschwein aus dem nahestehenden Busch hervor. Es war die Frau Gemahlin des Glücksschweins. "Um Gottes Willen", zeterte und keifte sie, " um Gottes Willen hab Erbarmen und laß meinen Mann am Leben, sonst bin ich mit meinen Kindern, diesen Ferkeln ganz alleine auf diesem Schweinestall von Erde. Hier, ich schenke Dir mein prall gefülltes Sparschwein dafür."
Das ließ sich das arme
Schwein nicht zweimal sagen; "Knüppel in den Sack!" rief es, schnappte sich
das Sparschwein und noch zwei Schweinshaxen unter den Arm und verließ mit
seinem Reichtum den versauten Wald.
Jetzt
war das arme Schwein ein reiches Bonzenschwein geworden und konnte endlich
sein Lieblingsschweinchen heiraten.
So
raste das ehemals arme Schwein im reinsten Schweinsgalopp zu Schweinezüchter
Hinrichsen und da war sie. Seine kleine Lieblingssau.
Rosi
hieß die Angebetete und gehörte zur Gattung der Meerschweine. Glücklich
bestellten sie das Aufgebot, und nur einmal noch gab es eine kleine
Enttäuschung: Als sie zum Juwelier kamen, stellte unser armes Schwein, das
erbeutete Sparschwein auf den Ladentisch und rief "Knüppel aus dem Sack!"
Der Knüppel fuhr heraus und auf den Kopf des pink farbenen Sparschweins, bis
dieser zerbrach. Aber oh je, nicht ein einziger Schweinetaler war in der
alten Porzellansau.
Wer
aber nun gedacht hat, das arme Schwein hätte resigniert, der hat falsch
gedacht: "Was will ich mit all dem Schweinegeld", sagte das arme Schwein zu
sich selbst, "was will ich mit all dem Schweinegeld dieser Welt, habe ich
doch als Schwein schon Schwein, wenn da irgend
so ein niedliches Schwein, wie mein Resilein, ein Schwein wie mich
liebt und glücklich mit mir Leben will. Irgendwie, glaube ich, habe ich mehr
Schwein als Verstand. Komm mit nach Haus' mein geliebtes Meerschwein Rosi."
So
lebten das Meerschwein Rosi und da arme Schwein glücklich bis an das Ende
ihrer Tage und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
Ach
ja, da wäre ja noch die Moral von der Geschicht:
Hast Du als armes Schwein
ein Sparschwein
wirst Du dennoch kein Glücksschwein sein;
denn irgend so ein fieses Schwein
legt dich immer wieder rein.
Ende