Berliner Duft – Oder die Geschichte von Vera

Episode

von

Colin Vaupel

 

Hallo? Vera? Bis Du det? Schön. Du, ick sitze hier in meine leere Bude, is ja nicht mehr viel drin, hast ja allet mitgejommen; ick lese jerade den Brief von Deinen Rechtsanwalt, ja. Och Vera, ick, ich  versteh immer noch nich, warum det sein mußte allet. Wenn ick hier so rumschnüffele und, denn is mir plötzlich allet wieder so wie früher, als wärste noch da.

 Hm, da fällt mir ein, Du bist immer als erste uffjestanden. Morjens Frühs. Und wenn ick dann den langen Gang entlanggezockelt bin, total verschlafen um n Duscherchen zu machen, denn war die Luft schon erfüllt mit frischem Duft von Kaffe und Schrippen. HM, denn war ick fertig mit Fönen und geschniegelt und gestriegelt bin ick rin in de Küche. Ach Vera, ick seh se noch vor mir, unsere roten Tassen. Weste. Auf Deiner stand Vera, Vera. Auf meine stand Klaus, Vera. Als de se jekooft hast, war leider keine da mit meinem Namen; hast jesacht. Nun ja, heute wees ick, als de se jekooft hast, haste an dein Liebhaber jedacht Klaus Weber aus de Schonsestraße. Ne, ne, nich ufflejen Vera. Det sollte ja gar keen Vorwurf werden.

 

Ixck weeß, ick hab och viel Scheiße jebaut. Ick hab Zeitung jelesen während dem Frühstück und, wenn De mir erzählen wolltest von Frau Meyer, und was se Dir allet reinjeredet ham beim Bäckermeester und so, ha ick mir jar nich für interessiert, Vera. Aber, war ja och ejal, dann mußt ick ja nu langsam an die Maloche denken und ja. Un dann haste mir zur Türe jebracht und hast mir die Aktentaasche in die Hand jedrückt und, ja und n Kuss uff de Wange.

 

Aber dann, Vera, da war et auch dann schon wieder. Haste det einjentlich nie kapiert, Vera, des ick det nich ausstehen konnte?

 

Na ja, is ja nu auch ejal, dann kam n langer Arbeitstag. Ärjer im Büro, mit de Cheffin un so. Abend, nach Feierabend schnell n Bierchen jezüscht. Bei Ede an de Ecke weeste? Wo wer uns damals kennenjelernt ham. Dann kurz Stunde Bandprobe mit den Jungs. Du, und die janzen Bandtussies, die da rumjeloofen sind, Veralein, Du, die ham mir überhaupt nich interessiert, die konnten mir überhaupt nicht anmachen . Versucht hamses natürlich schon. Klar, n Tüp wie icke.

 

Und denn bin ick wieder nach hause jekommen, Vera. Ach, und kaum jing die Tür uff, da ha icks wieder jerochen. Die Luft war erfüllt von Essensjerüchen; man Vera, Du warst ne bessere Köchin, ne zehn mal bessere Köchin als meine Mutter. Ehlich, Vera. Hm, dann ham wer schön jegessen, Vera. Und Anschließen ham wer det uns am Kamin bequem jemacht.  Weeste, den ick mit Vattern jebaut hab. Is nun och schon zwee Jahre tot, der Kalle.

 

Denn ham wer uns uffs Bärenfell jesetzt, Vera. Du hast ne Schale Mon Cherie hinjestellt, Vera. Wees ick noch wie heute, ick hab die immer so jemocht. Ick, ick hab ne Flasche Schlabberwasser ufjemacht und denn biste zu mir ranjekrabbel, Vera und dann, hach, wennick daran denke, Vera, det war so schön...

 

Aber da war es dann plötzlich wieder Vera. Dein scheiß Maiglöckchenparfum. Haste det eijentlich nie kapiert, daß ick det nich ausstehen konnte? Ick htte Dir allet jekooft Vera, Channel Nummer 56 oder wie det Zeuch heißt. Allet hätt ick Dir jekooft, Vera. Wär doch ejal jewesen. Aber nein: Mutterns scheiß Maiglöckchenparfum. Vera, ick hätte kotzen können.

 

Na ja, nun is det ja nu och endlich zu Ende, Vera. Bis ja nich mehr da. Aber ick schwörs Dir, bitte Vera, Du kannst jederzeit zu mir zurückkommen und  ick versprech Dir ick lese och keene Zeitung mehr am Essenstisch und ick hör mir Deine Jeschichten an von Frau Meier und Elfriede und so. Aber bitte, Vera, komm zu mir zurück. Ick lieb Dir noch. Nur.l.. nich mit Maiglöckchen. Mutterns scheiß Maiglöckchenparfum kommt mir nich mehr rin de jute Stube, Vera.

 

Vera? Vera?