Er ist wieder da.

 

Viel zu schnell, ja mit all seiner Macht, ist er über uns hergefallen;

hat uns nicht einmal Zeit gelassen, Abschied von seinem Bruder zu nehmen.

Ja, der  Sommer war plötzlich nicht mehr da.

So wie der Ehemann, der nur mal schnell Zigaretten holen wollte und nie wieder gesehen wurde.

Er ist wieder da.

Blumen und Blätter sind gestorben.

Sie haben mir nicht einmal die Zeit gelassen adieu zu sagen.

Ja, sie waren plötzlich fort, so wie Katja,

die nur mal schnell zu einer Freundin fahren wollte

und nie wieder gesehen wurde.

Er ist wieder da.

Mit brachialer Gewalt fegt er den Schmutz des Sommers vor sich her.

Er braucht dazu weder Bomben noch ein Schießgewehr.

Sein bester Gefährte, Gevatter Sturm, macht alles für ihn klar.

Was der nicht schafft, versteckt sein zweiter Freund,

der Nebel, unter seinen geheimnisvollen Schwaden;

Und was dann noch bleibt bedeckt Väterchen Frost

mit seinem schmutzig weißen Schleier.

Ja, er ist wieder da, mein Freund der Herbst.

Einmal mehr bereitet er den Weg für einen, den ich auch sehr mag.

Das ist der, der alles wieder erblühen, der alles wieder wachsen lässt.

Nicht nur die Osterglocken, die Narzissen,

die großen und die kleinen Bäume.
Nein, vor allem meine Kindheitsträume.
Ich schlage jetzt schon voller Freude Purzelbäume
und träume wieder mal von hübschen jungen Dingern.

So wie auch die kleinen Welpen in ihren Zwingern
den Frühling spüren in ihren Lenden.

Ja, er ist wieder da, der Herbst.
Nach ihm kommt schnell der Winter,
dann der Frühling, gefolgt vom wieder einmal viel zu kurzen Sommer.

Dieser Kreislauf, er wird niemals enden.
Und ich?

Ich werde voller Freude: „Das gibt’s nicht.“ schreien,

weil ich, ja, weil ich noch einmal dabei sein darf.

                                                                                                            Colin Vaupel - 20-1-1998 - Music by Frutti Martinez