My Arlington

 

 

Auf der Station der lebenden Toten

 

 

erhältst Du täglich etwas auf die Pfoten,

wenn du deinem Arzt sagst

„Ich glaube Ihnen nicht.“

Oder gar die Frechheit besitzt ihn zu fragen:
„Gibt es da nicht noch so einen Wicht,

der Licht in die Ausweglosigkeit meines Dilemmas bringt?“

 

Ja, da ringt er mit seinem Ego;

und ein kleiner Junge baut mit seinen Lego-Steinen

ein neues Haus, es ist schon sein dritter Versuch,

um sich seinen Traum zu erfüllen.

 

Für Bruder Krebs interessiert er sich noch nicht,

obwohl es seinen Schulfreund längst erwischt hat

und er nie mehr mit ihm spielen wird.

 

Die Eltern erklären dann:
„Der Liebe Gott hat ihn zu seinen Engeln gerufen,

damit er da oben dann so schöne Häuser bauen kann aus Plastiksteinen.

 

Und so baut er dann, der kleine Mann

so viele Villen, wie er kann.

Mit grünen Türen, gelben Fenstern und einem roten Dach,

damit wir lebenden Toten dort einziehen können;

irgendwann, nachdem uns die Flucht

aus unseren geschundenen Körpern endlich gelungen sein wird,

wir ihn verlassen haben.

 

Und zurück bleibt eine Krankenschwester die manchmal,

wenn sie müde und geplagt nach Hause kommt,

ganz still, ganz heimlich weint;

während draußen die Sonne,

während draußen am Himmel die Sonne scheint.

 

    © Colin-Aleksander Vaupel 14.09.1999-Klinikum Bogenhausen, Station 13